Blog 06.05.2024

Der Award an der Oberschule

Kooperation mit der 20. Schule – Oberschule der Stadt Leipzig, Sachsen

Interview mit Laura Berndt, Regionalleitung Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen

Die 20. Schule – Oberschule der Stadt Leipzig ist eine Bildungseinrichtung, die auf kreativ-mutige Weise die starren Grenzen von „Schule“ sprengt, um den überwiegend sozioökonomisch benachteiligten Schüler:innen einen Lern- und Lebensraum zu schaffen. Seit März 2024 bietet die Schule den Duke Award an, um den Jugendlichen neue Perspektiven zu eröffnen und ihnen zu helfen, ihre individuellen Stärken zu entdecken.

Das Besondere: Unsere Mitarbeiterin Laura hilft beim Aufbau des Programms und arbeitet eng mit der Schule zusammen.

Auf diese Weise kann die Teilnahme allen Jugendlichen, unabhängig ihrer Vorgeschichte und ihres Betreuungsbedarfs möglich gemacht werden. Und ein erhöhter Betreuungsbedarf für die Anforderungen des Awards ist naheliegen; denn viele der Teilnehmenden leben in Wohngemeinschaft für Minderjährige, da sie aufgrund prekärer Bedingungen nicht in ihrer Familie leben dürfen oder wollen. Sie sind aufgrund ihrer ökonomischen Situation in ihrer Mobilität eingeschränkt (kein funktionierendes Fahrrad, kein Ticket für den öffentlichen Nahverkehr), haben keine Mittel für kostenpflichtige Hobbys und kein nötiges Expeditionsmaterial. In ihrer Kindheit erfuhren einige Teilnehmende kaum Förderung in relevanten Bereichen und von „Ehrenamt“ haben die meisten noch nie gehört. Die Startbedingungen für den Award sind also im höchsten Maße erschwert

 

Wie wird der Duke Award bei euch konkret umgesetzt?

Der Award wird gemäß des Whole School Approachs systematisch und umfassend umgesetzt. In unserem Team aus engagierten Award Leadern organisieren wir wöchentliche Treffen mit den sechs Teilnehmenden. Diese Treffen dienen der Reflexion der individuellen Fortschritte, der Vorbereitung und Nachbereitung von Expeditionen, Fitnessübungen und teambildenden Maßnahmen. Die Kontinuität der Treffen und die intensive Betreuung (im Verhältnis 2:6) sind essenziell für den Erfolg der Teilnehmenden und erfordern etwa 2-5 Stunden pro Woche.

Alle Aktivitäten und Fortschritte werden von mir in einem digitalen Notizbuch dokumentiert, welches als Leitfaden für zukünftige Award Leader und neue Kohorten dienen soll. Darüber hinaus bauen wir ein Netzwerk mit Institutionen und Einzelpersonen in Leipzig auf, wie dem Heizhaus Leipzig, dem Theater der Jungen Welt, einer Reitlehrerin und einem Gitarrenlehrer. Dieses Netzwerk ermöglicht es den aktuellen und zukünftigen Teilnehmenden, ihren Interessen nachzugehen.

 

Welche Auswirkungen hat der Duke Award bisher auf Teilnehmende und die Schule gehabt?

Durch den Award hat sich jetzt schon vieles positiv verändert. Einige Teilnehmenden zeigen sichtbar mehr Engagement im Sportunterricht und beteiligen sich vermehrt mündlich am Unterricht, was durch das Feedback der Lehrkräfte bestätigt wird. Es findet mehr Kommunikation zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften sowie anderen Erwachsenen statt. Ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl ist unter den Teilnehmenden erkennbar, das auch außerhalb der AG-Zeiten besteht. Außerdem kommen die Teilnehmer:innen vermehrt pünktlich und setzen die ihnen zugeteilten Aufgaben zuverlässig um, wie zum Beispiel „Logbuch-Erinnerungen per WhatsApp an die Gruppe“ oder das „Einkaufen für die Gruppe“.

Auch in organisatorischer Hinsicht sind Fortschritte für die Schule erkennbar. Der Award stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung zu einem sinnstiftenden Lernort für alle dar. Die Award Leader qualifizieren sich zudem im Bereich Coaching und Erlebnispädagogik, was die Qualität und Effektivität des Programms weiter steigert.

 

Gab es auch Herausforderungen?

Natürlich 🙂 Die Auswahl geeigneter Aktivitäten und die Motivation der Teilnehmenden, diese eigenständig umzusetzen, waren anfangs schwierig. Die Akquise von Ehrenamtlichen und Gutachter:innen gestaltete sich ebenfalls als herausfordernd, ebenso die Kooperation und Unterstützung durch einige Erziehungsberechtigte.

Trotzdem sind wir motiviert dabei diese Hindernisse durch kontinuierliche Betreuung und Engagement zu überwinden.

 

Wie ist die Beteiligung der Teilnehmenden am Duke Award?

Die Beteiligung am Duke Award ist sehr heterogen. Einige Teilnehmende sind sehr selbstständig und engagieren sich aktiv in den Gruppenaktivitäten, während andere mehrfach erinnert und motiviert werden müssen. Trotzdem zeigt das Feedback der Teilnehmenden, dass sie die Expeditionen und die Gruppenerfahrungen als positiv und motivierend empfinden. Ein Schüler meinte: „Die Expedition war anstrengend, aber die Gruppe war toll. Alle können den Award schaffen und bleiben dabei!“

 

Welche Pläne habt ihr für die Zukunft in Bezug auf den Duke Award?

Eine neue Kohorte beginnt mit einem neuen Award Leader im nächsten Schuljahr. Wir wollen die Gruppen separat begleiten, jedoch wollen wir die erfahrenen Teilnehmenden einbinden, um die Neuen mit den Strukturen und Besonderheiten des Awards vertraut zu machen. So werden die Erfahrenen die neuen Teilnehmenden bei der Expeditionsvorbereitung, der Einrichtung des ORBs und der Erstellung ihres Award-Programms unterstützen.

Ich werde die Schule als Vereinsvertreterin 2025 verlassen, jedoch sind die Ausschreibung für Fördergelder und die Einstellung eines externen Award Leaders in Planung, um die enge Betreuung langfristig weiter zu ermöglichen und zu verbessern.

 

Bietest du auch anderen Schulen eine solch intensive Unterstützung an?

Wir versuchen als Verein allen die Teilnahme in ihrem Tempo und zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse zu ermöglichen. Für die Region Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben wir ein speziellen Förderprojekt, welches es mir ermöglicht Schulen so eng zu betreuen. Bei Interesse kann man sich gerne bei mir melden. Aber auch in anderen Regionen sind diese Modelle möglich und können durch spezielle Honorarverträge und externe Award Leader umgesetzt werden.

 

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