Blog 14.05.2024

Der Award an einer Gemeinschaftsschule

Kooperation mit der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental in Pinneberg, Schleswig Holstein

Interview mit Julia Hoppe und Cornelia Harms

 

Seit wann gibt es den Award an eurer Schule und wie kam es dazu?

Julia: Ich habe 2009 den Programmlehrgang gemacht, und bin seitdem Award Leader. Vorher war ich in Elmshorn an einer Schule, 2014 bin ich dann an die Schule hier in Pinneberg gegangen. Da habe ich mich knapp ein Jahr eingewöhnt und 2015 dann den Award auch dort in Gang gesetzt. Und Conny ist dann zwei Jahre später dazu gekommen.

Wie setzt ihr den Award konkret an eurer Schule um?

Julia: Unsere offene Ganztagsschule bietet den Award Schülerinnen und Schülern ab Klasse 8 an. Über das Schul-Intranet wird der Award bei den zukünftigen Teilnehmenden beworben. Nach dem ersten Treffen und der Anmeldung erhalten alle einen Willkommensbrief und auch Klassenleitungen werden darüber informiert, dass ihre Schüler:innen nun am Award teilnehmen. Ein fester Jahresplaner informiert alle Teilnehmenden transparent über den zu erwartenden zeitlichen Aufwand und feste Termine. Es gibt Pflicht- aber auch freiwillige Termine. Die Absprachen erfolgen meist virtuell per E-Mail.

Conny: Die Expeditionsvorbereitung findet im Rahmen der Projekttage statt. Im Sommer geht’s nach Tydal: ein riesiges Sommercamp mit 80-120 Teilnehmenden, das gemeinsam mit der Gemeinde Elmshorn veranstaltet wird. Im November findet die Award Feier statt, die gleichzeitig auch die Willkommensfeier für neue Teilnehmende ist.

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Warum sollten Schulen eurer Ansicht nach den Award anbieten?

Conny: Man vermittelt den Schülern damit am besten, dass man niemals aufgibt! Und man hat natürlich noch mal Kontakt zu den Schülern auf einer ganz anderen Ebene, nicht nur als Lehrer-Schüler, sondern auch als Begleiter bei diesem Programm. Und das ist natürlich auch ganz wichtig: man lernt die Schüler von einer anderen Seite kennen – die lernen Lehrer noch von einer anderen Seite kennen und lernen auch die Institution Schule anders kennen.

Julia: Es hilft auch für den Unterricht, wenn man sich noch mal anders begegnet. Es ist einfach ein entspannteres Verhältnis. Man kommt noch besser an sie ran.

Was lernen eure Schüler:innen durch die Teilnahme?

Julia: Bei unseren Schülern ist es so, dass sie doch häufig das Gefühl haben, sie können eigentlich viele Sachen nicht. Und im Programm merken sie einfach, es läuft und „du kannst mehr, als du glaubst“. Und sie merken, dass sie Sachen können, die sie sich vorher nicht zugetraut haben und man merkt schon, dass sie hinterher auch mehr Selbstbewusstsein haben. Und dass sie dann auch wirklich Lust haben, weiterzumachen. Das ist sehr schön zu sehen. Ich glaube, sie profitieren sehr davon, einmal über ihre eigenen Grenzen zu gehen.

Was sind die größten Herausforderungen eurer Schüler:innen?

Julia: Die größte Herausforderung für uns ist, dass unsere Schule nach der 10. Klasse endet. Das heißt bei uns sind die Schüler, wenn sie gestartet sind, relativ schnell wieder weg. Wir haben oft das Problem, dass sie in der 8. Klasse noch starten, dass sie dann aber in Klasse 9 oft so mit dem Abschluss beschäftigt sind, dass sie das Gefühl haben, sie schaffen es nebenbei zeitlich nicht mehr und dass sie dann abbrechen. Sie fangen oft noch an, aber wir kriegen sie nicht motiviert, dass sie tatsächlich durchhalten.

Conny: Die größten Herausforderungen für uns sind, dass unsere Schüler am Ball bleiben und auch weiterhin mitmachen und dass sie das Programm auf sich nehmen. Wenn sie hören, sie sollen bestimmte Sachen machen, da sind einige zum Beispiel schon bei der Expedition abgeschreckt: Im Zelt?! Wollen wir nicht. Oder andere sagen: Muss ich wirklich so ein ehrenamtliches Engagement machen? Oder Sport? Die einzelnen Bereiche in ihrer Gesamtheit, das wirkt dann für manche schon recht viel. Aber wenn sie es geschafft haben, dann haben sie doch gelernt eine gewisse Struktur einzuhalten, und das fehlt vielen unserer Schüler.

Was würdet ihr anderen Bildungseinrichtungen empfehlen, die gerade noch überlegen, ob sie den Award anbieten sollen?

Julia: Ich würde einfach empfehlen, anzufangen. Lieber fehlerhaft gestartet als perfekt gezögert. Man kann natürlich Sachen falsch machen, es ist aber trotzdem so: Als ich angefangen habe, hat Vieles noch nicht richtig geklappt Aber die ersten Schüler haben es trotzdem geschafft, die haben Erfolge gehabt. Und das war einfach total schön zu sehen. Auch wenn man hinterher gedacht hat, ich hätte viele Sachen anders machen können, wir hätten vielleicht Sachen perfekter machen können, strukturierter machen können. Es ist einfach schön für die Schüler, die gestartet sind, die haben ihre Erfolge gehabt. Teilweise erzählen sie jetzt noch davon, was ihnen das gebracht hat und sind ganz dankbar, dass wir angefangen haben. Von daher würde ich sagen, es gibt nix Schöneres, als hinterher zu merken man hat Erfolg gehabt, auch wenn’s nicht perfekt lief und man so Stolpersteine hatte, vielleicht länger gebraucht hat. Aber es ist einfach lohnenswert.

Und was uns noch sehr geholfen hat, als ich nach Pinneberg gegangen bin: Wir konnten einfach zurückgreifen auf Elmshorn, wo ich den Duke vorher mit Schülern gemacht habe. Wir hatten ganz viele Materialien, wir konnten ganz viel einfach abändern, wir mussten nicht alles selbst machen. Also, unser Tipp: Sich ein Netzwerk suchen, sich eine Schule suchen, bei der man mal über die Schulter schauen kann, mal auf eine Expedition mitgehen und gucken, wie andere das so organisieren. Das hilft glaube ich sehr, dass man sich einfach die Angst ein bisschen nehmen lassen kann und sich zu sagen, ich muss das das alles nicht allein schaffen, sondern ich habe Unterstützung. Dann kann da nicht viel schief gehen.

Dürfen interessierte Schulen sich an euch wenden oder euch in Tydal besuchen?

Auf jeden Fall! Am besten einfach dem Verein schreiben, der kann das dann gezielt an uns weiterleiten – da sind wir eh in einem engen Austausch und freuen uns auf Anfragen!

 

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